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Datum: 07.06.2024

Entdeckung winziger Moleküle kann Leben retten

Landrat vor Ort bei Sphingotec: Lifescience-Branche in Hennigsdorf identifiziert entscheidende Biomarker

Oberhavels Wirtschaft ist vielfältig. Alexander Tönnies lernt die Menschen hinter den Kulissen der Unternehmen regelmäßig auf seinen „Landrat vor Ort“-Touren kennen. Die jüngste führte ihn zu Sphingotec im Hennigsdorfer Innovationsforum. 15 hochspezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter forschen hier an der Medizin der Zukunft. „Die Sphingotec GmbH ist ein herausragendes Beispiel für die Innovationskraft Oberhavels. Ihre Entwicklungen sind hochspannend und könnten die Behandlung schwerkranker Menschen revolutionieren“, sagte Alexander Tönnies nach dem Besuch. „Es geht darum, zu sehen und in Gesprächen zu erfahren, wie es Unternehmen im Landkreis geht. Bei Sphingotec wird mit ganzer Kraft daran gearbeitet, die Entdeckung der Biomarker zu den Patientinnen und Patienten zu bringen. Ich hoffe sehr, dass es Deborah Bergmann und ihrem Team gelingt.“

Dr. Tobias Hartmann erklärt im Labor im Hennigsdorfer Innovationsforum das Verfahren - schnelle Bluttests, die auf dem von Sphingotec entdeckten Biomarker für eine Nierendysfunktion basieren, werden bereits in den Universitätskliniken Heidelberg und Aachen angewandt.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys


Hennigsdorf. Es sind winzige Moleküle im menschlichen Blut, die zeigen, dass Lebensgefahr besteht – in Echtzeit. Sphingotec hat zwei neue Biomarker identifiziert und bietet Medizinern die Chance, rechtzeitig lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen, um ein komplettes Organversagen oder eine Nierendysfunktion zu verhindern. Bis ihr Verfahren national und international Standard werden kann, liegt noch viel Arbeit vor dem Team um die Geschäftsführer Deborah Bergmann und Dr. Florian Uhle.

Sphingotec ist eine Diagnostikfirma, die den Schwerpunkt auf diese entscheidenden Biomarker legt, um das Leben von Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen zu retten. Die häufigste Todesursache ist die Sepsis – eine Blutvergiftung, die im schlimmsten Fall zum Versagen mehrerer lebenswichtiger Organe führen kann. Einer von drei Patienten auf einer Intensivstation entwickelt ein Nierenversagen. Mit den Biomarkern aus Hennigsdorf ist messbar, ob Medikamente bei einem Patienten wirken oder ob sie so starke Nebenwirkungen haben, dass die Nieren geschädigt werden. Diese Prozesse im menschlichen Körper sind genau zu erkennen.

In den Universitätskliniken Aachen und Heidelberg wird der Nierenbiomarker von Sphingotec bereits angewendet. Es ist deshalb so schwierig, die Entdeckung in Krankenhäusern zu etablieren, weil die Infrastruktur nicht passt. Bluttests werden vollautomatisch erledigt. Es gibt nicht genug Menschen, die im Labor das Blut eines Menschen speziell untersuchen könnten. Also muss beides zusammengebracht werden – die entdeckten Biomarker und der Automatismus, um sie zu finden. Mit internationalen Partnern arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Labor der Firma im Blauen Wunder daran. Sie programmieren Automaten, die es auf dem Markt bereits gibt, darauf, die entscheidenden Moleküle zu erkennen.

Der Vorteil des Sphingotec-Verfahrens liegt in der immensen Schnelligkeit. Heute übliche Standarddiagnostiken erkennen das Fortschreiten der Krankheit mit einer Verzögerung von zwei Tagen. Für Menschen, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, ist das bedrohlich lang. Ihre Organfunktion ist dann bereits signifikant eingeschränkt. Wenn aber die Biomarker, die auf eine Sepsis oder ein Nierenversagen hinweisen, innerhalb weniger Stunden gefunden werden, können Ärztinnen und Ärzte früher eingreifen und Leben retten.


Im Labor der Biomarker Company Sphingotec: (von rechts) Dr. Tobias Hartmann, Direktor der Produktentwicklung, Laborleiter Axel Schulze mit Landrat Alexander Tönnies, Sphingotec-Geschäftsführerin Deborah Bergmann, Ruxandra Lenz, verantwortlich für Marketing und Kommunikation, sowie WInTO-Geschäftsführerin Claudia Flick und Hennigsdorfs Bürgermeister Thomas Günther.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys


Bei 80.000 Menschen hat sich der Wert der Entdeckung bereits bestätigt. Die Symptome einer Sepsis wurden dank der blutbasierten Biomarker identifiziert, bevor es zu spät war. „Wir unterstützen Ärzte, Patienten zu behandeln und nicht Krankheiten“, sagen Sphingotec-Chefin Deborah Bergmann und Ruxandra Lenz, verantwortlich für Marketing und Kommunikation.

Langfristig könnten die in Hennigsdorf identifizierten winzigen Moleküle im menschlichen Blut auch bei der Überwachung von Menschen nach Organtransplantationen helfen und vieles mehr. Ziel des Sphingotec-Teams ist es, zukünftige Medikamentenentwicklungen mit ihrer Diagnostik zu begleiten.

„Patente sind der Wert des Unternehmens“, erklärt Deborah Bergmann. Sphingotec will ihre Innovation – die Biomarker – auf die Plattformen von Partnern bringen. Ziel ist es, mit großen Unternehmen zusammenzuarbeiten, um die Entdeckung langfristig auf die Intensivstationen, in Krankenhäuser und in Zentrallabore zu bringen.

Sphingotec legt den Fokus auf personalisierte Medizin. „Jedes Individuum, jeder Krankheitsverlauf ist unterschiedlich“, sagt Geschäftsführerin Bergmann. „Forschung kann toll sein, aber wenn die Hilfe am Ende nicht beim Patienten ankommt, ist sie wertlos.“ Dass ein Verfahren funktioniert, bedeutet nicht, dass es zum Standard in Kliniken wird. Es müssten messbare Ergebnisse vorliegen. Am Ende muss eine Diagnostikfirma wie Sphingotec die Wirtschaftlichkeit belegen können, dazu braucht es Investoren, Kooperationspartner und einen langen Atem. Sphingotec hat all das – und den Glauben daran, in ein paar Jahren wirtschaftlich zu sein und mit ihren Biomarkern Menschenleben zu retten.

https://sphingotec.com/


Geschäftsführerin Deborah Bergmann und die Marketingverantwortliche Ruxandra Lenz glauben an den Erfolg ihrer Entdeckung. Ziel ist es, 2026 wirtschaftlich arbeiten zu können.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys