Zecken kriechen aus den Winterquartieren!
Gesundheitsamt des Landkreises Oberhavel rät zur Vorsicht und bietet Impfberatungen für die Reise in FSME-Risikogebiete an / Zahl der Borreliose-Fälle steigt seit Jahren
Die Temperaturen steigen und damit verlassen Zecken auf der Suche nach einem Wirt vermehrt ihre Winterquartiere im Boden. Häufig sind die blutsaugenden Parasiten bereits ab sieben Grad Celsius aktiv. Das Gesundheitsamt Oberhavel appelliert deshalb an alle Naturfreunde, wachsam zu sein. Zecken sind Überträger von Borrelien und des Frühsommer-Meningoenzephalitis-Virus, kurz: FSME. „Die beste Vorsorge gegen FSME und Borreliose ist, Zeckenstiche zu vermeiden. Bei Spaziergängen durch hohes Gras empfiehlt es sich, lange Kleidung zu tragen, um das Risiko zu minimieren“, rät Oberhavels Amtsärztin Simone Daiber. Natürlich sollten Hundebesitzerinnen und -besitzer auch ihre Tiere von den blutsaugenden Parasiten befreien.
Die Spinnentiere warten an Gräsern, Büschen und im Laub auf ein potenzielles Opfer. Mit Widerhaken an ihren Vorderbeinen halten sie sich an ihm fest. Auf langer und heller Kleidung sind die Tiere schneller zu erkennen. Insektenabweisende Sprays können zudem helfen, sie auf Abstand zu halten. Das Gesundheitsamt des Landkreises Oberhavel empfiehlt zudem eine Impfung gegen FSME, vor allem für Menschen, die in Risikogebiete reisen wollen. „Für einen vollständigen FSME-Impfschutz sind drei Impfungen notwendig. Daher sollte die Impfserie frühzeitig begonnen werden – idealerweise vor Beginn der Zeckensaison von April bis Oktober“, erklärt Simone Daiber. „Bereits 14 Tage nach der zweiten Impfung besteht ein erster Schutz, der für die aktuelle Saison ausreichen kann. Bei kurzfristigen Reisen in FSME-Risikogebiete gibt es zudem Schnellimpfprogramme.“ Hausärztinnen und -ärzte beraten und impfen gegen FSME. Auch das Gesundheitsamt Oberhavel bietet eine reisemedizinische Impfberatung an – und zwar immer freitags von 10.00 bis 12.00 Uhr (außer an Feiertagen) in der Havelstraße 29. Eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht notwendig.
Oberhavel ist weiterhin kein FSME-Risikogebiet. Aktuell gelten 180 Landkreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete. Besonders betroffen sind Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen, der Südosten Thüringens, Sachsen sowie seit 2022 auch der Südosten Brandenburgs. In Brandenburg sind das die Landkreise Oberspreewald-Lausitz, Oder-Spree, Spree-Neiße sowie das Gebiet der Stadt Frankfurt/Oder. FSME-Endemiegebiete befinden sich in Mitteleuropa in Österreich, in der Schweiz, in Polen, in Tschechien und in der Slowakei, in Nordeuropa in den baltischen Ländern, Süd- und Mittelschweden, an der Südküste Norwegens und Finnlands und in Teilen Dänemarks sowie in Südosteuropa in Ungarn, Kroatien, Slowenien und Albanien.
Langzeitschäden durch übertragene Viren
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine durch das FSME-Virus ausgelöste Krankheit, die bei Patientinnen und Patienten zu einer Entzündung der Hirnhaut, des Gehirns und/oder des Rückenmarks führen und sogar tödlich enden kann. Vor allem Menschen ab 60 Jahren haben ein erhöhtes Risiko, schwer zu erkranken. FSME ist nicht ursächlich behandelbar. Das bedeutet, dass Ärzte nur Beschwerden wie hohes Fieber oder Schmerzen lindern können. Das FSME-Virus an sich muss der Körper des Betroffenen allein bekämpfen. Nach einer überstandenen FSME-Virusinfektion können jedoch Spätfolgen wie Müdigkeit oder Lähmungserscheinungen bestehen bleiben.
Die Borreliose dagegen ist eine durch ein Bakterium ausgelöste Infektionskrankheit. Die Bakterien können das Nervensystem, die Gelenke und Organe sowie das Gewebe befallen und dort schwere Schäden anrichten. Wenn Borreliose im Frühstadium erkannt wird, kann sie gut mit Antibiotika behandelt werden. Können sich die Borrelien über längere Zeit ungehindert im Körper ausbreiten, verursachen sie irreparable Langzeitschäden. Eine Antibiotikatherapie kann sich dann auch über mehrere Wochen hinziehen. Gegen Borreliose gibt es – anders als gegen FSME – keine Impfung für Menschen. In diesem Jahr infizierten sich in Oberhavel bereits 13 Menschen mit Borreliose. In den vergangenen fünf Jahren seit 2021 wurden insgesamt 748 Fälle registriert. Die Zahlen steigen. Zwischen 2016 und 2020 waren 583 Fälle bekannt geworden. „Es ist also sehr wichtig, die Parasiten schnell zu entfernen und das Risiko damit zu minimieren“, sagt die Amtsärztin.
Wie entfernt man eine Zecke?
Nach naturnahem Aufenthalt in Gebieten mit Zeckenvorkommen empfiehlt die Amtsärztin ein sorgfältiges Absuchen des Körpers nach Zecken. Insbesondere bei Kindern können die Zecken am Haaransatz sitzen. Entfernen Sie eine Zecke so schnell wie möglich. Nutzen Sie dazu eine Pinzette oder eine spezielle Zeckenkarte. Setzen Sie die Pinzette direkt an der Haut an und ziehen Sie die Zecke langsam heraus. Wichtig: Kein Öl oder Klebstoff verwenden, da dies die Zecke reizt und sie dadurch Krankheitserreger freisetzen könnte. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen. Falls der Tetanusschutz nicht gegeben ist, sollte dieser aktualisiert werden. „Generell gilt: Gehen Sie unbedingt zum Arzt, wenn sich die Stelle rötet oder entzündet oder wenn Sie ein bis zwei Wochen nach dem Stich grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen bekommen. Als typisches Frühzeichen einer Erkrankung zeigt sich häufig auch eine Wanderröte einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich. Die Infektion kann der Hausarzt oder die Hausärztin mit einem Bluttest nachweisen“, sagt Simone Daiber.
Weitergehende Informationen zum Thema Zecken, Schutzmaßnahmen und FSME-Risikogebieten sind unter www.bgv-zeckenschutz.de und www.rki.de zu finden.