Kinder begegnen sich in der Kunst
Vernissage: Bilder der Interkulturellen Werkstatt mit Sveta Esser-Pauker in der Kreisverwaltung zu sehen
Eine ganz besondere Ausstellung ist seit Donnerstag, 12.09.2024, in Haus 1 der Kreisverwaltung zu sehen. Die Schau zeigt Bilder, die in der Interkulturellen Werkstatt des Oranienburger Künstlerpaares Sveta Esser-Pauker und Alex Pauker entstanden sind. Seit einem Jahr bieten sie Workshops für Kinder und Jugendliche mit und ohne Fluchthintergrund an. So schaffen sie gleichzeitig eine Begegnungsstätte für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern. Landrat Alexander Tönnies eröffnete die Schau gemeinsam mit dem Künstlerpaar sowie beteiligten Kindern. Rebecca Frehse (Cello) und Elisa Frehse (Violine) von der Kreismusikschule begleiteten die Vernissage musikalisch. Die Ausstellung fällt damit in die Zeit der Interkulturellen Woche vom 22. bis 29. September, in der es unter dem Motto „Neue Räume“ darum geht, Möglichkeiten für Begegnungen und Austausch zu finden.
„Diese Ausstellung ist aus zwei Gründen etwas Besonderes. Zum einen sind die Künstlerinnen und Künstler Kinder und Jugendliche, die einen sehr unverstellten und ehrlichen Blick auf die Welt haben. Sie sind noch nicht so stark geprägt von Rollenmustern und Rationalität, wie es viele Erwachsene sind. Und sie lassen sich vielleicht noch stärker von Emotionen leiten, als wir Erwachsene das tun“, sagte Alexander Tönnies. „Zum anderen sind die Werke das Ergebnis eines tollen Projekts, in dem sich Kinder und Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung ganz vorbehaltlos begegnen können. Diese Begegnungen sind heute wichtiger denn je.“
Projekt für Kunst und Toleranz
Das Kunst- und Malprojekt Interkulturelle Werkstatt startete im September 2023. Der Landkreis Oberhavel fördert dieses Projekt. In den wöchentlich stattfindenden Workshops sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Berührungsängste und Sprachbarrieren werden abgebaut. Die Kinder und Jugendlichen können ihre Flucht- und teilweise auch ihre Kriegserfahrungen in Bildern verarbeiten.
Die Interkulturelle Werkstatt entstand in Zusammenarbeit des Fachbereichs Migration, des Künstlerpaars und der Integrationscoaches für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) der PuR gGmbH im Atelier des Oranienwerks. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen darin das Leben verschiedener Künstlerinnen und Künstler kennen und versuchen, Bilder in deren jeweiligem Stil zu malen. Dabei machen sie sich auch mit unterschiedlichen Maltechniken vertraut. Schwerpunktmäßig malen die Kinder Orte, Landschaften sowie Menschen im Landkreis Oberhavel. Die jungen Künstlerinnen und Künstler verwirklichen auch gemeinsam ihre Ideen, damit unter ihnen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht. Geflüchtete Kinder und Jugendliche bekommen so die Möglichkeit, ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entdecken und sich in ihrer Umgebung willkommen zu fühlen. Durch die gemeinsame kreative Arbeit verbessern sie ihre Deutschkenntnisse und knüpfen Freundschaften. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops lernen gemeinsam andere Kulturen kennen.
„Die Teilnehmenden haben in den vergangenen zwölf Monaten eine Vielzahl von Fähigkeiten und Kenntnissen erworben, darunter künstlerische Techniken, die Fähigkeit zur Zusammenarbeit in Gruppen, Toleranz gegenüber Vielfalt und Respekt für die Meinungen anderer“, sagt Sveta Esser-Pauker. „Im Verlauf des Projekts haben sich zwischen den Teilnehmenden Freundschaften entwickelt. Diese Freundschaften haben zu einem positiven und unterstützenden Umfeld beigetragen, in dem die Teilnehmenden gemeinsam lernen und wachsen können.“ Als Beispiel nennt Sveta Esser-Pauker die Auseinandersetzung mit dem kolumbianischen Künstler Fernando Botero, dessen Stil die Kinder und Jugendlichen studierten. „Sie diskutieren und kommen zu dem Verständnis, dass Schönheit nicht unbedingt Perfektion bedeutet und dass Menschen mit unvollkommenen Proportionen ebenfalls würdig sind, dargestellt zu werden. Das fördert bei den Kindern Toleranz und Respekt gegenüber ihrer Umgebung und sich selbst.“
Die Möglichkeit, in der Kreisverwaltung auszustellen, ist ein wichtiger Teil des Projekts. „Es ist für die Kinder und Jugendlichen sehr wichtig, dass ihre Werke sichtbar werden, da dies Anerkennung und Wertschätzung für ihre kreative Arbeit bedeutet. Die Möglichkeit, ihre Kunstwerke in der Öffentlichkeit zu präsentieren, kann ihr Selbstbewusstsein stärken und sie ermutigen, weiterhin künstlerisch aktiv zu sein“, sagt Sveta Esser-Pauker.
Die Ergebnisse der Interkulturellen Werkstatt sind in den Foyers des zweiten und dritten Obergeschosses der Kreisverwaltung (Haus 1), Adolf-Dechert-Straße 1 in Oranienburg, noch bis Ende Oktober zu sehen. Die Ausstellung kann immer montags bis freitags von 08.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden. Besucherinnen und Besucher informieren bitte vor Ort die Infothek darüber, dass sie die Ausstellung besuchen.