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Datum: 25.09.2024

Unter Druck zum perfekten Kunststoffteil

Landrat vor Ort: Alexander Tönnies besucht die Würfel Kunststofftechnik GmbH in Velten

Kunststoffhalter für Klickparkett, diverse Teile für die Autoindustrie, Werkzeugkoffer, Gehäuse für Frankiermaschinen: Würfel-Geschäftsführer Felix von Möller gibt Landrat Alexander Tönnies und Veltens Bürgermeisterin Ines Hübner einen Überblick zum Produktportfolio.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys


Welchen Herausforderungen müssen sich Oberhavels Unternehmerinnen und Unternehmer stellen? Welche Perspektiven sehen sie für die Zukunft ihrer Betriebe? Alexander Tönnies spricht in der Reihe „Landrat vor Ort“ regelmäßig mit Menschen aus der Wirtschaft. Jetzt war der Verwaltungschef in Velten zu Gast. Alexander Tönnies besuchte die Würfel Kunststofftechnik GmbH gemeinsam mit Veltens Bürgermeisterin Ines Hübner. „Würfel Kunststofftechnik ist hier in Oberhavel verwurzelt und im Bereich Spritzguss eines der innovativen Unternehmen des Landes. Es ist beeindruckend, mit welcher Weitsicht der Betrieb in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt wurde. Früh haben Geschäftsführer Felix von Möller und sein Team die Produktpalette erweitert und sich damit unabhängiger von der Autoindustrie gemacht. Damit haben sie das Unternehmen auf sichere Füße gestellt“, sagte der Landrat nach Gesprächen und dem Rundgang durch die Fertigung.

Würfel verarbeitet Kunststoffe in 250 Millionen Teilen pro Jahr
Riesige metallene Würfel, bis zu zwölf Tonnen schwer, und Maschinen mit Zuhaltekräften von 30 bis 1.300 Tonnen stehen am Jägerberg in Velten. Eine Kraft, die nötig ist, um die Form geschlossen zu halten. Im Inneren befinden sich die Negative wichtiger Komponenten für die Industrie. Wenn Kunststoff in die Werkzeuge gespritzt wird, entstehen präzise Teile: Glasklare Displayfenster, hochglanzweiße Sichtblenden, Verkleidungsteile für die Frankiermaschinen von Francotyp-Postalia, Verbindungsstücke für Klickparkettproduzenten, Kunststoffhalter für das Ersatzrad im Kofferraum eines Mercedes oder Kühlwasserstutzen für BMW. Hier in den Hallen von Würfel Kunststofftechnik werden jedes Jahr millionenfach Kunststoffteile für namhafte Kunden produziert. Darunter sind neben Marken der Autoindustrie vor allem Firmen wie Siemens, Sortimo, Brose, Bosch oder Swiss Krono. In den vergangenen Jahren hat sich Würfel Kunststofftechnik unabhängiger von der Autoindustrie gemacht. Mehr als 50 Prozent der Produkte werden anderen Sparten zugeliefert.

„1000 lebende Teile auf 26 Maschinen stellen wir im Spritzgussverfahren her“, sagt Firmenchef Felix von Möller. Lebend bedeutet für ihn so viel wie „produzieren wir aktuell“. Fast jeder technische Kunststoff kann verarbeitet werden – ob glasfaserverstärkt oder aus Flammschutzmaterial. 250 Millionen Teile produziert das Veltener Traditionsunternehmen jedes Jahr. „Wir haben sehr gut zu tun, aber die Kostenseite drückt immens“, sagt Geschäftsführer von Möller beim Rundgang durch sein Unternehmen.

Nach dem Guss der Teile im Wunschfarbton und mit dem Logo des Kunden setzen Mitarbeiterinnen direkt in Velten die Teile zum Werkzeugkoffer zusammen.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys


Würfel Kunststofftechnik setzt auf Komplettpakete und Kundenservice, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit Werkzeugmachern weltweit arbeiten die Veltener zusammen. Sie fertigen nicht allein Kunststoffteile, sondern auch die Werkzeuge, die es dazu braucht. „So können wir fünf Gramm leichte Teile und 1,5 Kilogramm schwere Elemente herstellen“, so von Möller während er durch den Teil der Halle geht, in dem per Hand aus Korpus und Deckel Werkzeugkoffer zusammengesetzt werden. Hier wartet das nächste Projekt, sagt er. Ziel sei es, den Prozess in Zukunft zu automatisieren und sein Team zu entlasten. „Gute Prozesse und wache Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wichtig!“ Auch Felix von Möller ist ständig auf der Suche nach Fachkräften. Fast alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in Velten von der Pike auf ausgebildet worden. Kunststofftechnik sei kein Beruf für Quereinsteiger. Und es braucht ein Jahrzehnt Erfahrung im Job, um die ganze Bandbreite zu kennen, sagt von Möller.

Werkzeugkoffer produziert Felix von Möller mit seinen 102 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Kunden aus ganz Europa. Und dazu gehören nicht nur exakt gegossene Teile, sondern auch präzise Farben nach Wunsch des Kunden und das relativ neue Verfahren des digitalen Drucks auf Kunststoff. Neben der Halle mit tonnenschweren Formen und im Drei-Schicht-Betrieb laufenden Maschinen testen Würfel-Mitarbeiter Genauigkeit und Farbe der produzierten Komponenten. 50 verschiedene Farben kann das Team in den exakt gegossenen Kunststoff bringen. Dabei sind maximal drei Fehler pro eine Million Teile Standard – Würfel Kunststofftechnik ist deshalb mit dem ISO TS-Qualitätsstandard zertifiziert.

Zur Geschichte des Unternehmens
Würfel ist ein Altberliner Unternehmen, das nach der Wende kurze Zeit in Hennigsdorf ansässig war und 1995 in Velten neu baute. 2009 übernahm die Reiffel Holding mit Felix von Möller die Firma und erweiterte den Betrieb sukzessive. Seit 2010 arbeitet der Werkzeugbau des Unternehmens auch für externe Kunden. Vier Jahre später wurde die Kunststofffertigung erweitert. 2017 und 2019 wurden zwei neue Hallen gebaut, um die Modulfertigung auszubauen. Seit rund vier Jahren betreibt Würfel Kunststofftechnik moderne Montagelinien mit Digitaldruck und produzierte 2020 zudem erstmals mit 1.300 Tonnen Zuhaltekraft. Rund 15 Millionen Euro Umsatz werden pro Jahr erwirtschaftet. Auch Würfel Kunststofftechnik kämpft mit gestiegenen Energiepreisen und zudem mit dem Fachkräftemangel. Mindestens acht weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sucht das Unternehmen aktuell.

www.wuerfel.de

Zwölf Tonnen schwer: Im Inneren des Metallwürfels findet sich die Form für den Werkzeugkoffer, der obenauf fertig montiert zu sehen ist.