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Datum: 18.10.2024

Mit der passenden Leitung zum Licht

Landrat vor Ort: Alexander Tönnies besucht Brandenburger Kabelwerk im Zehdenicker Ortsteil Krewelin

Welchen Herausforderungen müssen sich Oberhavels Unternehmerinnen und Unternehmer stellen? Welche Perspektiven sehen sie für die Zukunft ihrer Betriebe? Alexander Tönnies spricht in der Reihe „Landrat vor Ort“ regelmäßig mit Menschen aus der Wirtschaft. Jetzt war der Verwaltungschef im Brandenburger Kabelwerk in Krewelin zu Gast. Gemeinsam mit Zehdenicks stellvertretendem Bürgermeister Marco Kalmutzke und Claudia Flick, Geschäftsführerin der Wirtschaftsfördergesellschaft WInTO, besuchte er die Traditionsfirma.

Roger Peters, Geschäftsführer des Brandenburger Kabelwerks, erklärt Alexander Tönnies, Claudia Flick und Marco Kalmutzke (von rechts) den Produktionsprozess.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys


Das Brandenburger Kabelwerk produziert bei Zehdenick vorrangig für Stromversorger und Elektrogroßhändler, für Leuchten- und Werbetechnikhersteller aus Deutschland, aber auch für Firmen in Norwegen und der Schweiz. „Geschäftsführer Roger Peters und sein Team stellen Kabel und Leitungen her, die unseren Alltag maßgeblich bestimmen – das wird einem hier in Krewelin sehr bewusst. Ich hoffe, dass auch der Brandenburger Markt auf das Qualitätsprodukt aus Oberhavel aufmerksam wird und das Knowhow, das unser Landkreis auch in dieser Branche bietet, zukünftig mehr nutzt“, sagte der Landrat nach dem Besuch. Im Jahr 2023 entfielen laut Unternehmen nur rund ein Prozent des Jahresumsatzes von knapp 1,5 Millionen Euro auf Geschäftsbeziehungen innerhalb Brandenburgs. Vorrangig liefert das Brandenburger Kabelwerk nach Westdeutschland, aber auch nach Skandinavien und Osteuropa.

Spezialist für Spannung
Jede einzelne Kupferader wird isoliert, dann werden sie verbunden und beschichtet. Über die gesamte Produktionsstrecke wird das Kabel gleichmäßig mit maschineller Kraft gezogen. Bis zu fünf Kilometer Länge kann Roger Peters mit seinem Team in Krewelin produzieren. Im Mantel jedes Kabels wird Talkum verarbeitet, um zu verhindern, dass die Bestandteile miteinander verkleben. Der Kunststoff wird im Extruder gleichmäßig gefördert. Das am Ende schwarz ummantelte Kabel läuft anschließend in einem Wasserbad durch die Produktionshalle, um es wieder abzukühlen. Zehntausende Meter Stromkabel und Spezialleitungen für Straßenbeleuchtung und Neonleuchtwerbung kommen Jahr für Jahr aus Krewelin. In der Fertigungshalle laufen scheinbar endlos Kabel durch die Produktionslinie. Aus Kupfer und Kunststoffgranulat entstehen hier Stromleitungen für verschiedene Anwendungen. Die Kunststoffe werden in der Anlage so in Form gebracht, dass lückenlose Qualität entsteht. Sensoren in der Produktion kontrollieren ständig, ob das Kabel fehlerhaft ist. Am Ende stehen akkurat gewickelte Kabeltrommeln, die in verschiedene Regionen Deutschlands, Skandinaviens und Europa geliefert werden. „Wir liefern alles vom Trafo bis zum Hausanschluss. Wir haben unterschiedliche Längen unserer Produkte auf Lager, sodass wir möglichst genau auf Kundenwünsche eingehen können – auch kurze Abschnitte gibt es bei uns“, sagt Peters. Wenn in einen sieben Meter hohen Lichtmast eine neue Leitung verlegt werden muss, braucht schließlich niemand eine 50-Meter-Trommel.“

In der Halle, die für die Herstellung der Kabel extra verlängert wurde, entsteht ein Produkt für den Außenbereich. Das schwarze Kabel besteht aus mehreren Adern, und jede von ihnen enthält wiederum einen kunststoffummantelten Leiter.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys


Neben dem schwarzen, das gerade produziert wurde, lagern in Krewelin Kabel in Rot und in Blau. Die Farben geben Auskunft über die Einsatzgebiete. „Aber das Blau ist unsere Firmenfarbe. So weiß jeder, das ist die Qualitätsleitung“, sagt Roger Peters selbstbewusst. Die Kabel in Schwarz sind für oberirdische Installationen, die in anderen Ländern noch an der Tagesordnung sind, konzipiert. Im Norden Deutschlands sei das inzwischen ein seltenes Bild. Die meisten Kabel liegen in der Erde. Das Foto von der Straßenlaterne vor dem Berliner Adlon, die per oberirdischem Kabel mit Strom versorgt wird, hängt zwar in den Räumen des Brandenburger Kabelwerks, und Roger Peters veranschaulicht damit auch gern auf Messen, was seine schwarzen Leitungen können. Aber vor dem Berliner Luxushotel waren die Kabel nur während des Baus der U-Bahn installiert worden. Sie hängen heute nicht mehr. In Deutschland braucht es die schwarzen Kabel permanent auf oder hinter dem Deich und bei temporären Verlegungen – also dort, wo die unterirdische Verlegung keinen Sinn macht. „Wir sind heute die einzigen Produzenten für den deutschen Markt. Die schwarzen gibt es nur bei uns“, erklärt der Geschäftsführer während er die Gäste durch die Reihen im Lager führt. Die rot ummantelten Leitungen, die in den Schwerlastregalen auch auf die Abholung warten, enthalten flexible Adern mit feinen Kupferlitzen. Sie sind mit besonders UV-beständigem Kunststoff umhüllt und bleiben auch bei Kälte biegsam – für die Verlegung in Lichtmasten und für Leuchtwerbung.

„Als Marktführer produzieren wir hier Leitungen für die Verkabelung von Neonleuchten“, erklärt Roger Peters. „Und auch Starkstromleitungen mit Längswasserdichtigkeit produzieren andere nicht“, betont der gebürtige Hamburger Peters. Seine Kabel seien so vor Wassereintritt geschützt und damit sind es auch Hausbesitzer vor Kurzschlüssen. In Leitungen anderer Hersteller verlaufen die Stränge parallel und Wasser könne eintreten. Irgendwann sei die Leitung voll und der Kurzschluss sicher, sagt Peters.

www.bkw-kabel.de

Den Kabelverschnitt manteln die Mitarbeiter in Krewelin mit einer Maschine in Reisetaschengröße selbst wieder ab. Die Rohstoffe verkauft das Brandenburger Kabelwerk anschließend weiter. Das sei nachhaltig und vernünftig.

© Landkreis Oberhavel/Mandy Oys